Herbstlaub: Zwischen Sicherheitspflicht und Artenvielfalt
Herbstliche Farbenpracht bedeckt Straßen, Wege und Grünflächen. Was für Spaziergänger ein schönes Bild abgibt, stellt die Grundstückspflege vor eine Herausforderung: Aus Gründen der Verkehrssicherheit, aber auch wegen Pflegeansprüchen gilt es, das Laub zu entfernen. Dabei kommen oft Laubbläser oder -sauger zum Einsatz. Schnell, effizient, technisch ausgereift. Doch was praktisch wirkt, hat ökologische Nebenwirkungen. Und genau hier beginnt ein Spannungsfeld, das mehr Aufmerksamkeit verdient.
Orkanstärke auf Bodenhöhe
Laubbläser erzeugen Luftströme mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h. Diese Kraft pustet nicht nur Blätter, sondern auch Kleintiere, Pflanzensamen und die oberste Erdschicht hinweg. Igel, Asseln, Spinnen und Insekten verlieren dadurch ihren Lebensraum – oft unbemerkt. Noch gravierender: Laubsauger mit Häckselfunktion schreddern Kleinstlebewesen direkt mit. Was als Pflegeeinsatz beginnt, kann sich so zur ungewollten Naturzerstörung entwickeln.
Lärm und Abgase
Viele Laubbläser mit Verbrennungsmotor erzeugen über 100 Dezibel – das entspricht dem Lärm eines Presslufthammers. Dies stört Wildtiere wie Igel oder Siebenschläfer mitten im Winterschlaf. Und auch für Mitarbeiter im Gartenbau bedeutet der Lärm nicht nur Stress, sondern auch ein gesundheitliches Risiko. Hinzu kommt: Die Geräte stoßen Schadstoffe wie Kohlenmonoxid und Stickoxide aus. Auch Feinstaub wird massiv aufgewirbelt mitsamt Schimmelsporen, Pollen und allergieauslösenden Partikeln.
Laub als Lebensraum und natürlicher Bodenhelfer
Außerdem verstecken sich im Laub Insekten, Käferlarven und Würmer – nicht nur als Nahrung für andere Tiere, sondern als wichtiger Teil des Ökosystems. Gleichzeitig schützt die Laubschicht den Boden vor Frost und Austrocknung. Bleibt das Laub liegen, entsteht im Frühjahr Humus, ein natürlicher Dünger für Pflanzen. Wird das Laub hingegen entfernt, verliert der Boden seine Schutzschicht. Eine scheinbar einfache Reinigung kann also weitreichende, oft unterschätzte, ökologische Folgen haben.
Gibt es Alternativen?
Nur dort, wo Rutschgefahr oder Pflegevorgaben es erfordern, muss Laub entfernt werden. In solchen Fällen bieten sich umweltschonendere Methoden an: der klassische Rechen, Laubsammler oder Rasenkehrer kommt ohne Strom oder Abgase aus. Diese Alternativen sind leiser, tierfreundlicher und kostengünstiger im Betrieb.
Welche Vorgaben gibt es vom Gesetzgeber?
Der Einsatz von Laubbläsern ist sogar gesetzlich geregelt. Laut Geräte- und Lärmschutzverordnung ist der Betrieb nur werktags in bestimmten Zeitfenstern erlaubt. In manchen Kommunen gelten sogar strengere Vorgaben. Ein komplettes Verbot wäre europarechtlich problematisch – bleibt also die Eigenverantwortung. Professionelle Anbieter richten sich nicht nur nach den gesetzlichen Regelungen, sondern hinterfragen regelmäßig die Notwendigkeit solcher Geräte. Dabei immer im Blick: Mensch, Tier und Umwelt. Wer die richtige Balance findet, kann Sicherheit, Ordnung und Naturschutz miteinander vereinbaren. Das bedeutet: Laub nur dort entfernen, wo es nötig ist – und gezielt dort liegen lassen, wo es der Natur nützt.
Wer umdenkt, handelt nachhaltiger
Der Umgang mit Laub ist mehr als eine Frage der Sauberkeit – er ist ein Gradmesser für ökologische Verantwortung. Wer nur nach Effizienz entscheidet, übersieht oft die Folgen für Tiere, Böden und Luftqualität. Wer umsichtig handelt, schützt Lebensräume, reduziert Emissionen und arbeitet im Einklang mit der Natur. Das ist Gebäudemanagement mit Weitblick.









